Kulturhauptstadt - Was plant Chemnitz und was wird das alles kosten?

 

 

Unter der Botschaft "C the Unseen" wird der Blick gerichtet auf "die ungesehenen Biografien und Talente in jedem Einzelnen, auf ungesehene Orte, aber auch auf ungesehene europäische Nachbarn". Insgesamt 72 Projekte hat die Stadt mit ihrem Bewerbungsbuch eingereicht, einige sind bereits gestartet.

Im Zentrum stehen Fragen des Zusammenlebens, gemeinsame Werte und Demokratie. Beisipielhaft dafür steht das Projekt Gelebte Nachbarschaft: Bei mehreren Pflanzaktionen sollen Chemnitzerinnen und Chemnitzer mit Institutionen wie Schulen oder Kleingartenanlagen Nachbarschaften begrünen. Die Aktionen stehen jeweils unter einem Motto, beispielhaft "Stadt und Wald", wobei der Stadtwald aufgeforstet werden soll. Das Projekt "Gelebte Nachbarschaft" ersetzt die eigentlich angedachte Aktion "We Parapom", bei der quer durch Chemnitz 4.000 Apfelbäume gepflanzt werden sollten. Diese Aktion war im Mai 2023 gestoppt worden.

Es gibt ein "Makers, Business und Arts"-Programm, das klassische und Kreativwirtschaft mit der sogenannten Makerszene zusammenbringen soll. Das alte Straßenbahndepot soll für die Kulturhauptstadt besonders wichtig werden. Das riesige Areal wird zum Garagencampus und Experimentierfeld. Die Kunstsammlungen widmen sich von 2024 bis 2025 Autodidaktinnen wie Frida Kahlo, Henry van de Velde oder Edvard Munch.

Das bekannteste Radrennen des Ostens, die Friedensfahrt, ist seit 2021 zurück – als European Peace Ride. 2025 soll das Rennen dann zum fünften Mal in Chemnitz stattfinden.

Empfangszentrum wird die ehemalige Hartmannfabrik sein, die gerade saniert worden ist. Am 3. Mai 2024 wurde symbolisch der Schlüssel ans Kulturhauptstadt-Team übergeben. Benannt ist die Hartmannfabrik nach dem "Lokomotivkönig" Richard Hartmann, dessen Loks im 19. Jahrhundert in alle Welt exportiert wurden. Definiert sind außerdem 30 weitere Areale in allen Stadtteilen als sogenannte Interventionsflächen. Dazu gehört die Hartmannfabrik als Welcome Center und Werkstatt für Kultur und Demokratie ebenso wie die Rottluffer Mühle, die das Elternhaus des berühmten Expressionisten Karl Schmidt-Rottluff war. Dort soll in Regie der Kunstsammlungen Chemnitz ein Museum entstehen, Ideen von Bürgerinnen und Bürgern sind gefragt.

Eingebunden wird die Region über den Kunst- und Skulpturenweg Purple Path, der über Rad- und Wanderwege, Landstraßen, Busse und Bahnen Chemnitz als Stadt der Moderne mit annähernd 440.000 Menschen in mehr als dreißig oft uralten Dörfern und Städten der Region verbinden soll. Auf dem Purple Path sollen bis 2025 etwa 30 Kunstwerke zu sehen sein. Die Gemeinden Lugau und Oelsnitz wollen beispielsweise den Kohlbahnradweg verlängern und an die Route nach Karlsbad anschließen. Die Farbe Lila nimmt laut dem Kurator Bezug auf die religiöse Dimension: In der Liturgie steht sie für Leiden und Empathie, aber auch für Hoffnung und Aufbruch.

Für das Gesamtprojekt Kulturhauptstadt 2025 rechnen die Veranstalter mit einem Budget von rund 91 Millionen Euro. Den Großteil sichert die Finanzierungsvereinbarung von Bund, Freistaat Sachsen und Stadt Chemnitz vom Juli 2021 mit rund 66 Millionen Euro. Ende November 2023 beschloss die sächsische Staatsregierung, der Stadt Chemnitz weitere fünf Millionen Euro für die Kulturhauptstadt-Vorbereitungen zur Verfügung zu stellen.